die Anfänge

Liebe Leser,

leider ist diese Chronik an manchen Stellen unvollständig. Daher bitte ich um entsprechende Informationen, wenn jemand zu dem Thema etwas beitragen kann. Vielen Dank.
Aller Anfang ist schwer

Der Ursprung des Thorrer Karnevals geht auf Initiative der Freiwilligen Feuerwehr Thorr. In diesem Kreis fanden schon Anfang der 60er Jahre zum Jahresabschluss schöne und gemütliche Abende statt. Um diese Feiern auch unterhaltungsmäßig zu beleben, beauftragte der damalige Löschzugführer Franz Rübsteck drei Feuerwehrkameraden damit, sich für den gemütlichen Abend 1962 zur Unterhaltung etwas einfallen zu lassen. Ihrem Auftrag folgend „gründeten“ die drei Kameraden (Herbert Isner, Reiner Metternich und Josef Schneider) ein Gesangstrio mit dem Namen:

Die 3 Bananas“.

Geübt und geprobt wurde in der Autowerkstatt von Herbert Isner und zu dessen Akkordeonklängen übte das Gesangstrio kräftig. Zusätzlich sorgte ein alter „Kanonenofen“ für erträgliche Temperaturen. Dann war es soweit: ,Die 3 Bananas “ präsentierten in karibischem Outfit (Kostüm aus Sackleinen und mit Bananen geschmückt) folgenden Hit:

Wenn man des morgens die Zeitung studiert

erfährt man oft was passiert;

der hat mit dem Krach, die Lage ist mau,

drum sage ich zu meiner Frau:

„Ach wäre das schön wenn wir auf einer Insel wären,

so mitten im blauen Meer“

und mittags gäbe es Bananen, Bananen

und abends kannst du schon ahnen,

gäb’s Küsse und Küsse und

immer wieder Bananen, Bananen,

und abends gäb’s Küsse und Küsse dazu.

Das Publikum war begeistert und ließ das Trio erst nach einigen Zugaben zur Ruhe kommen. Das Gesangstrio verabschiedete sich darauf hin mit dem Abschiedslied:

„Wir wünschen Euch heut Abend hier

bei Moselwein und Thorrer Bier

ein fröhliches Beisammensein,

lebwohl, auf Wiedersehn“.

 

Diese Präsentation und der tolle Erfolg eigener Kräfte wurde Grundstein von Überlegungen, mit diesem Trio und einigen anderen eigenen Kräften eine eigene Karnevalssitzung für die Thorrer Feuerwehrkameraden durchzuführen.

Selbst am Rosenmontag waren die Straßen in Thorr wie ausgestorben; nur in der Gaststätte Malzkorn wurde an einem der zu dieser Zeit noch wenig vorhandenen Fernsehgeräten die Übertragung des Rosenmontagszuges aus Köln verfolgt. So entstand letztendlich der Karneval in Thorr und im Jahre 1964 fand die

erste Karnevalssitzung in Thorr

statt. Als Sitzungpräsident fungierte Oberbrandmeister Franz Rübsteck, der gekonnt und souverän das Programm der Thorrer Eigengewächse präsentierte. Höhepunkt natürlich auch hier: „Die 3 Bananas“. Gerne erinnert man sich auch noch an Josef Stemmler, der als „Zeremonienmeister“ im Schlafanzug oder als „Radschläger“ und „Kosakentänzer“ für Stimmung und Heiterkeit sorgte.

 

Auch der erste Rosenmontagszug kam in diesem Jahr zustande. Das Feuerwehrauto wurde kurzerhand als Schiffchen zum „Feuerlöschboot“ der freiwilligen Feuerwehr Thorr umfunktioniert. Es wurde von einem „noblen“ Gefolge in schwarzem Anzug mit weißer Rose begleitet.

Das Wurfmaterial (Kamelle) hatte man sich in Eigeninitiative bei „Zucker Knüchel“ in Bergheim am Bahnhof besorgt. Erster Zugleiter war Josef Schneider, der schon damals für einen sicheren Ablauf des Zuges sorgte.

Der Thorrer Karneval war geboren und entwickelte sich stetig weiter. Bereits im folgenden Jahr lud der damalige Ortsvorsteher Toni Link die Dorfgemeinschaft zu einer Versammlung ein, um den bevorstehende Rosenmontagszug zu organisieren.

1966 traten zur Verstärkung der eigenen Interpreten erstmals „auswärtige Kräfte“ aus Glesch, Paffendorf und Grouven auf. Auch die ersten Karnevalsorden wurden in diesem Jahr kreiert; man hatte weder Kosten (Geld hatte man nicht) noch Mühe gescheut und zehn Orden anfertigen lassen.

Die Karnevalsorden wurden an die Interpreten der Sitzung und an „verdiente Persönlichkeiten“ verteilt. Auch die eigenen Interpreten erhielten nach dem Auftritt als Gage den Orden, mussten diesen jedoch nach Verlassen der Bühne von der Öffentlichkeit unbemerkt wieder abgeben, da die vorhandenen zehn Stück sonst ja nicht gereicht hätten. Vorliegende Zeitungsberichte aus den 60er und 70er Jahren zeugen von einem regen Karnevalsgeschehen in Thorr und von der permanenten Weiterentwicklung.

Für den einen oder anderen wollen wir an dieser Stelle gerne an einige namhafte Karnevalsinterpreten der 70er Jahre erinnern, die Literat Reiner Rohe engagierte; es handelte sich dabei um:

„Die Südinsulaner“ aus Düren

„Nubbels Chris“, Christian Laufenberg (Gleuel)

„Swistbachmösche“, Heinz Schmitz und Heinz Rosch

(Gesangsduo aus Euskirchen)

„Dollarprinzessin “ (Carla Grassmann)

„Jecke am Schlich “ (Musikgruppe aus Pier/Düren)

Herbert Hübner (Sänger aus Quadrath)

Jugend-Fanfarencorp Heppendorf

„Ne Geräuchte“, Heinz-Joachim Thiesen (Hürth)

„Sonnyboy „, Franz Broich (Esch)

„Nubbels Chress“, Christian Laufenberg (Gleuel)

Duo „Die Bäckmänner“ (Hermülheim)

Josef Kündgen und Johann Schmitz aus Quadrath

mit einem „Kölschen Explizier“

Carla Grassmann mit „My Fair Lady“

„Höhnerköttels Lambäät“, Heinz Kalrath (Euskirchen)

„Zwei Böschräuber“, Hans und Heinz Orten (Köln)

die „Rauländer“ (Quadrath)

„Drei Höötche „, Caspari, Haag und Schäfer (Bonn)

„Schmitze-Grön “ (Köln)

Erftland-Tanzcorps Manheim

Auch der Rosenmontagszug wurde zu einem festen Bestandteil im Ort, wie ebenfalls aus Presseberichten der 60er und 70er Jahren zu entnehmen ist.

Die Inhaberin der damaligen Römerbrauerei, Frau Hedwig Jennen, stiftete jeder Teilnehmergruppe einen Kasten Römer Kölsch.

1973 fand schon die zehnte Thorrer Karnevalssitzung statt.

Durch den plötzlichen Tod von Franz Rübsteck im Oktober 1978 gab es große Probleme, denThorrer Sitzungskarneval auf dem schon damals hohen Niveau zu halten. Dank großer Unterstützung der Bergheimer KG ABC in der Person von Kornelius (Conny) Dickob konnte man jedoch glücklicherweise schnell weitermachen. Es bildete sich ein Elferrat, der sich je zur Hälfte aus Karnevalisten der Bergheimer KG ABC und der Thorrer Feuerwehr zusammensetzte. Die Sitzungspräsidentschaft übernahm Kornelius Dickob. Mit dieser Mannschaft wurde der Thorrer Karneval erfolgreich weitergeführt und 1979 konnte sich die Thorrer Bevölkerung erstmals an einem

THORRER DREIGESTIRN

erfreuen.

Durch diese Aktivitäten und Impulse angeregt, gründete sich 1982 unter dem Vorsitz von Georg Postels die erste

Karnevalsgesellschaft Vereinigte Vereine Thorr -KVVT-

 

 

 

Gründung und Entwicklung der Karnevalsgesellschaft „Vereinigte Vereine Thorr e.V.“

Im Stadtteil Thorr wurde schon immer, wenn auch nicht von einer Karnevalsgesellschaft mitbestimmt, ausgiebig und richtig Karneval gefeiert. Die Sitzungen wurden jahrelang von der Feuerwehr unter der Leitung des Brand­meisters Franz Rübsteck veranstaltet. Die Frauengemeinschaft >ich glaube, zu dieser Zeit nannte man sich noch Mütterverein< organisierte jedes Jahr eine gut besuchte Müttersitzung.

Höhepunkt der Karnevalssession war der Rosenmontagszug. Zu dieser Veranstaltung wurde kurz nach Weihnachten vom Ortsvorsteher Toni Link eine Dorfversammlung einberufen. Alle Vereine, Clubs und Interessenten konnten sich melden, um an diesem schon zur Tradition gewordenen Umzug teil­zunehmen.

Im Jahr 1980 stellte der Club „Die Glorreichen Sieben“ das erste Dreigestirn. Es waren der Prinz Willi Koch, die Jungfrau Willi Stegh und der Bauer Günter Schneider. Prinzenführer war Josef Schneider. Leider hatte das Dreigestirn keinerlei Unterstützung durch eine Karnevalsgesellschaft. Sie haben uns aber gezeigt, dassThorrunbedingt eine Gesellschaft braucht.

Am Karnevalssonntag, den 22. Februar 1982, beim sonntäglichen Frühschoppen, war der Rosenmontagszug Hauptthema. Es hieß plötzlich:

„Wir brauchen für das nächste Jahr ein Dreigestirn. Wenn Alfons (Müller) mitmacht und Jürgen (Heinemeyer) bei der Stange bleibt, mache ich (Hilmar Mandewirth) den Prinzen“. Eine weitere Voraussetzung war die Gründung einer Karnevalsgesellschaft, die das Geschehen organisiert, lenkt und insbesondere dem Dreigestirn den richtigen Rahmen gibt. In den nächsten Tagen und Wochen wurde die Gründungsversammlung vorbereitet.

Am 16. April 1982 fand dann die Gründungsversammlung der

KGVVT

(Karnevalsgesellschaft Vereinigte Vereine Thorr) in der Gaststätte „Lohr Eck“ statt. Der Einladung waren 20 Vereine, Clubs oder Gruppierungen gefolgt und benannten je einen Delegierten.

 

Diese waren stimmberechtigt. Der erste Vorstand wurde gewählt:

1. Vorsitzender: Georg Postels

2. Vorsitzender: Hilmar Mandewirlh

Schatzmeister: Reiner Rohe

Stellvertreter: Adolf Reuter

Literat: Kornelius Dickob

Stellvertreter: Reiner Metternich

Protokollführerin: Hedwig Hosten;

Stellvertreter: Peter Habrich

Beisitzer: Toni Link, Josef Schneider, Dieter Vormeyer.

Es wurde auch ein Gönner- und Förderkreis gebildet, der sich „Senat“ nannte und einen jährlichen Mindestbeitrag von 100,00 DM bezahlen musste. Senats­präsident wurde Hilmar Mandewirth.

Die KGVVT mit ihrem Dreigestirn erfireute sich in dem Gründungsjahr und den folgenden Jahren großer Beliebtheit. Es bildete sich die gemischte Tanzgruppe

„StiefKracke“, später „Turmfalken“.

Die Damentanzgruppe

„Showdancers“

und auch das

Schnauzerballett

sind durch die Gründung der KGVVT angeregt worden und haben dem Karneval inThorr zu seinem Ansehen verholfen. 1983 hatten wir die erste Kindersitzung, die noch ausschließlich mit gemieteten Kindergruppen aus nah und fern gestaltet wurde. Aber schon im Jahr 1985 war, Dank der Schulleiterin der katholischen Grundschule Kenten, Frau Siegrid Kühne, und einiger Frauen und Mütter aus Thorr, die KGVVT in der Lage, eine Kindersitzung mit Kindern aus unserem Ort und Kenten durchzuführen. Die Vorbereitungen, Anfertigung der Orden, Proben mit den Kindern und die Durchführung der Kindersitzung hat allen immer viel Freude bereitet, zumal diese Karnevalsveranstaltung wenn auch einen geringen Überschuß erzielen konnte.

 

 

Der Mann an der Spitze, Zugleiter Josef Schneider

Eine sehr wichtige und vor allem verantwortungsvolle Rolle im Karneval hat der „Mann an der Spitze“,

der Zugleiter.

Bei uns in Thorr ist dieser Posten seit Beginn der Karnevalsumzüge im Jahr 1964 von einem „Mann der ersten Stunde“ Josef Schneider besetzt.

Sein Beruf als Dachdecker kam ihm dabei sicherlich zu gute, hat er doch „von oben“ den besten Überblick und muß bei aller Gefahr darauf achten, daß nichts passiert! Das bei den Rosenmontagszügen in Thorr die richtige Aufstellung der Zugteilnehmer erfolgt, der pünktliche Abmarsch sichergestellt ist und man sicher und unbeschadet den Zugweg übersteht, dafür hat Zugleiter Josef Schneider bei 36 Umzügen seit 1964 35mal gesorgt.

Nur einmal konnte Josef Schneider dieses Amt nicht wahrnehmen, nämlich als er im Jahre 1995 im Thorrer Dreigestirn als Jungfrau fungierte. Doch sein Amt als Zugleiter blieb trotz allem auch in diesem Jahr in der Familie, er wurde von seiner Frau Margarete bestens vertreten!

Ausfallen mußte der Rosenmontagszug 1990 wegen des Golfkrieges. 1991 gab es keinen Rosenmontagzug in Thorr. Wegen orkanartiger Sturmböen konnten die Festwagen mit ihren Aufbauten nicht eingesetzt werden. Kurzfristig wurde der Umzug auf Dienstags verlegt.

Somit ging erstmals in der Geschichte von Thorr ein Rosenmontagszug am Veilchendienstag durch unsere Straßen. Der Begeisterung tat dies keinen Abbruch.

So kann Josef Schneider auf viele Erlebnisse als Zugleiter zurückblicken und weiß darüber viele amüsante Geschichten und Anekdoten zu erzählen.

Auf vielerlei Art und Weise hat Josef Schneider die Rosenmontagszüge in Thorr angeführt: zu Fuß, hoch zu Roß, in der Pferdekutsche, mit einem FIAT 500 oder, wie in den letzten Jahren, mit seinem VW-Käfer. Im Jahr 2000 hervorragend ausgerichtet als Feuerwehrauto mit Blaulicht und Martinshorn. „Schneiders Jupp“ läßt sich immer etwas neues einfallen!

Am schwierigsten sei die Zugleitung als Fußgänger gewesen, weiß er zu berichten, musste er doch durch die Nähe zum Publikum bei vielen Zaungästen den ein oder anderen Schnaps trinken, so dass er gegen Ende des Zuges anstatt anzukündigen: „D’r Zochkütt“ seinem Rosenmontagszug hinterher laufen. Durch die zahlreichen edle Kostproben war ihm geringfügig der Durchblick verloren gegangen. Doch alles in allem hat es unserm Jupp immer wieder bis in die heutige Zeit viel Spaß gemacht und alle Zugteilnehmer wissen dieses Engagement hoch zu schätzen und möchten auf dem „Mann an der Spitze“, Jupp Schneider nicht verzichten. Ihm gebührt höchster Dank und Anerkennung für soviel Einsatz.

 

 

 

Die Karnevalsgesellschaft KG Thorr

 

Nach 15 Jahren erfolgreicher und verdienstvoller Arbeit der KGVVT unter dem Vorsitz von Georg Postels fand sich im Jahre 1997 eine Gruppe von Thorrer Karnevalisten, die eine neue Gesellschaftsform der bisherigen Karnevalsgesellschaft befürworteten. Die Aktiven versprachen sich durch die Umwandlung der bisherigen KG auf Basis der „Vereinigten Vereine Thorr“ in einen Karnevalsverein auf Mitgliederbasis neue Impulse und mehr Zuspruch.

In Absprache mit den Delegierten der KGVVT wurde eine entsprechende Satzungsänderung vereinbart und auf der außerordentlichen Jahres­hauptversammlung der KGVVT am 9. Mai 1997 die notwendige Satzungs­änderung zur Umstrukturierung von den Delegierten der Vereinigten Vereine Thorr mit großer Mehrheit beschlossen. Im Anschluß an diese Sitzung erfolgte die Gründung der KG Thorr mit der Neuwahl des Vorstandes.

Der neue Vorsitzende Franz-Josef Düchting konnte stolz darauf verweisen, dass die KG Thorr e.V. zu diesem Zeitpunkt bereits 60 Mitglieder hatte.

Mit einem komplett neuen Vorstand startete die KG Thorr gemeinsam mit der neu gegründeten Kindertanzgruppe „RömerPänz“ in die Session 1997/1998.